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Task Force Plattformökonomie

Task Force: Europäische Plattformökonomie

 

Die „Task Force Europäische Plattformökonomie“ ist eine Gruppe von Wissenschaftler*innen des HIIG, die sich mit den Implikationen der globalen Plattformisierung für europäische Akteure und Institutionen beschäftigt. Die Task Force arbeitet projekt- und fachübergreifend, explorativ und in Zusammenarbeit mit externen Forscher*innen, politischen Entscheidungsträger*innen und Wirtschaftsexpert*innen. Ziel ist es, Forschung zum Thema digitale Plattformen voranzutreiben, ein Netzwerk aus Expert*innen zu etablieren und Wissenstransfer zu fördern. Im Rahmen der Task Force finden regelmäßig Roundtables, Talks und Workshops zu verschiedenen Fragen der Plattformökonomie statt.

Broschüre: Forschungsagenda

Die entstehende globale Plattformökonomie

Die digitale Ökonomie läuft auf Plattformen. Durch die globale Reichweite der Digitalisierung ist es heute möglich, dass Plattformen Milliarden von Geräten und NutzerInnen verbinden und unvorstellbare Datenmengen verarbeiten. Plattformen haben sich zu den wichtigsten Aggregatoren, Prozessoren und Gatekeepern einer umfangreichen digitalen Konnektivität entwickelt. Plattformen sind so zu zu tief verwurzelten digitalen Infrastrukturen und zu bestimmenden Faktoren für ökonomisches Wachstum und Macht geworden.

Innerhalb der Plattformökonomie konnten bisher vor allem Unternehmen aus den USA und China die größte Reichweite und die höchsten monetären Gewinne erzielen. Diese Dominanz einiger weniger transnationaler Unternehmen wirkte sich aber zuletzt negativ auf die europäische Digitalwirtshaft aus: Erstens wurden hart erkämpfte europäische Institutionen und Normen wie Mitbestimmung, ArbeitnehmerInnenschutz und Privatsphäre durch rasant wachsende Unternehmen wie Uber, Facebook und Amazon oft umgangen und untergraben. Zweitens sind große Innovationsplattformen wie Google, Apple und Microsoft zu digitalen Enablern für europäische Unternehmen geworden, aber setzten auch unausweichliche Standards und sind durch ihre Größe häufig zu übermächtigen Wettbewerbern für Plattform-Startups geworden.

Plattformisierung als Strukturwandel in der digitalen Ökonomie

Wir verstehen Plattformisierung als einen grundlegenden strukturellen Wandel von Wertgenerierung und Wert(ab)schöpfung durch Wirtschaftsakteure. Wertschöpfung findet nicht mehr nur in Unternehmen und linearen Wertschöpfungsketten statt – vielmehr werden PlattformnutzerInnen zu Wert-Koproduzenten, während PlattformbetreiberInnen als wertabschöpfende Orchestrator-Firmen agieren. Plattformen bleiben dabei häufig “asset-light”: Sie nutzen die produktive Tätigkeit und physischen Vermögenswerte (Gebäude, physische Infrastruktur usw.) anderer, ohne selbst vor Ort operativ tätig zu werden. Gleichzeitig bestimmen Plattformen unilateral Institutionen (Werte, Normen und Regeln) für NutzerInnen.

Damit stellt Plattformisierung traditionelle Normen und bestehende Regelwerke (z.B. Wettbewerbsrecht) als auch Kollektive (z.B. Gewerkschaften) vor neue Herausforderungen.

Forschungsthemen

Um die zentralen strukturellen Veränderungen (und dabei Möglichkeiten sowie Herausforderungen) der Plattformisierung zu verstehen, beschäftigen sich HIIG ForscherInnen mit einer ganzen Reihe verbundener Fragen. Dabei arbeitet die Gruppe interdisziplinär und baut auf einer großen Bandbreite an bereits existierenden Wissen aus den HIIG Forschungsprogrammen, -gruppen und -projekten auf. Derzeit beschäftigen sich HIIG ForscherInnen in drei Forschungsprojekten mit den Interessen und Inhalten der Task Force: Platform Alternatives, DaPla und Platform Governance.

    • Wie wirkt sich Plattformisierung auf verschiedene Marktsegmente der digitalen Ökonomie aus? In welchen Bereichen ist Plattformisierung mehr oder weniger stark ausgeprägt, und warum?
    • Wie und von wem wird in der digitalen Ökonomie Wert generiert und abgeschöpft? Welche Datengovernance- und Dateneigentumsmodelle existieren?
    • Wie schaffen digitale Plattformen Infrastrukturen für die Verbreitung von Information und die Produktion von Wissen? Welche Rolle spielen dabei Standards und Regeln, die von diesen Infrastrukturen festgelegt werden (z.B. befähigende vs. einschränkende Rolle)?
    • Wie wirkt sich die Marktmacht einer weniger digitalen Unternehmen auf die Möglichkeiten von europäischen Plattform Start-Ups in verschiedenen Produktkategorien aus? Was sind praktikable Strategien für aufstrebende europäische Plattformbetreiber, um Alternativen und Innovationen anzubieten?
    • Wie können europäische Stakeholder effektiver zusammenarbeiten, um eine nachhaltigere und gerechtere Plattformökonomie zu schaffen?
    • Welche Rolle spielen alternative Modelle der Plattformorganisation und Rechtsformen wie Plattformkooperativen und Plattformstiftungen für die Plattformökonomie, und was ist deren Potential?
    • Wie können und sollten Plattformen hinsichtlich ihres transnationalen, infrastrukturellen, institutionellen und privaten Charakters reguliert werden? Welche Probleme sollten auf nationaler Ebene, welche auf europäischer Ebene gelöst werden?

Europäisches Plattformökonomie-Netzwerk und Wissenstransfer

Das HIIG beabsichtigt, ein Netzwerk aus ExpertInnen und Interessengruppen aus verschiedenen Bereichen (Wissenschaft, Politik und Unternehmen) aufzubauen, um sich über die Zukunft der europäischen und globalen digitalen Wirtschaft auszutauschen. Zu diesem Zweck wird die Task Force diese Interessengruppen in neuen und bereits etablierten Formaten wie Roundtables, Talks usw. zusammenbringen. Das Netzwerk wird auf der Gründungsrolle des HIIG im Europäischen Hub für Internet und Gesellschaftsforschung aufbauen.

Start01.02.2019

Kontakt

Asal Dardan

Ehem. Wissenskoordinatorin: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft

Nicolas Friederici, Dr.

Ehem. Assoziierter Forscher: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft

Teil der Forschungsgruppe

Ehemalige MitarbeiterInnen

  • Asal Dardan | HIIG Asal Dardan
    Ehem. Wissenskoordinatorin: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft
  • Christopher Olk Christopher Olk
    Ehem. Studentischer Mitarbeiter: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
  • Kirsten Gollatz
    Ehem. Assoziierte Forscherin: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
  • Lena Starke | HIIG Lena Starke
    Ehem. Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft
  • Nicolas Friederici, Dr.
    Ehem. Assoziierter Forscher: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft
  • Sina Beckstein Sina Beckstein
    Ehem. Assoziierte Forscherin: Innovation & Entrepreneurship

Buchbeiträge und Kapitel

Meier, P. (2018). Digitale Plattformen als Innovationstreiber. In P. Plugmann (Ed.), Innovationsumgebungen gestalten. Impulse für Start-ups und etablierte Unternehmen im globalen Wettbewerb (pp. 207-217). Wiesbaden: Springer Gabler. Weitere Informationen

Dogruel, L. & Katzenbach, C. (2018). Internet-Ökonomie – Grundlagen, Strategien, Plattformen. In Schweiger, W. & Beck, K. (Eds.), Handbuch Online-Kommunikation. Wiesbaden: Springer VS. Weitere Informationen

Andere Publikationen

Friederici, N. (2020). Can European platform capitalism be sustainable? Digital Society Blog. Weitere Informationen

Gollatz, K. (2016). The Power of Platforms. Digital Society Blog. Weitere Informationen

Vorträge

An exploration for value capture mechanisms in platform-orchestrated networks
International Conference on Design and Technology. Technion, Haifa, Israel: 18.06.2019 Weitere Informationen

Philip Meier

The Platformization of Everything
Presentation. Garwood Center for Corporate Innovation, Haas Business School, University of California, Berkeley, USA: 22.04.2019 Weitere Informationen

Philip Meier

Die Öffentlichkeit der Plattformen: Wechselseitige (Neu-)Institutionalisierung von Öffentlichkeiten und Plattformen
Mediensymposium Luzern 2018 „Digitaler Strukturwandel der Öffentlichkeit“. Art Deco Hotel Montana, Luzern, Switzerland: 29.11.2018

Christian Katzenbach

Panels

Kampf der Plattform-Giganten – wie sieht der deutsch-europäische Weg aus?
11. Internet Governance Forum Deutschland. Bundesministerium für Wirtschaft & Energie, Berlin, Germany: 11.09.2019 Weitere Informationen

Nicolas Friederici